Wandfarbenkunde

WandfarbenkundeFoto: Robert Kneschke/AdobeStock Vor dem Streichen sollten Farbton und Material sorgfältig ausgewählt werden.

Farbe macht den Unterschied – frisch gestrichene Wände und Decken verleihen Wohnräumen überraschend schnell eine ganz neue Atmosphäre. Mit aktuellen Trendfarben lassen sich schöne Akzente setzen und Räume optisch auffrischen. Aber auch zeitlos neutrale Farben werten das Zuhause auf und bringen neuen Schwung in den Alltag.

Decken und Wände haben als großflächige Bauteile nicht nur eine optische Wirkung, sie wirken sich auch auf das Raumklima aus. Allein deswegen ist es sinnvoll, sich vor dem Streichen über die unterschiedlichen Zusammensetzungen der einzelnen Farb­arten zu informieren. Deckkraft und Widerstandsfähigkeit sind dabei ebenso wichtig wie ökologische Aspekte.

Für welchen Raum eignet sich welche Wandfarbe? Was ist der Unterschied zwischen Dispersions-, Latex- oder Mineralfarbe? Und: Worauf sollte bei der Auswahl wohngesunder Anstriche ge­achtet werden?

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Vier Komponenten

Farben bestehen in der Regel aus mehreren Grundbestandteilen. Das Farbmittel sorgt für Farbton, Deckkraft und Farbbeständigkeit. Das Bindemittel stellt sicher, dass sich die Farbbestandteile sowohl miteinander verbinden als auch gut auf der Wand haften. Es entscheidet auch darüber, wie gut sich Farben auftragen lassen, beeinflusst ihren Glanzgrad und die Reinigungsfähigkeit des Anstriches.

Das Lösungsmittel wiederum dient als Trägerstoff, verdünnt die Wandfarbe und kann den Farbauftrag sowie die Deckkraft be­einflussen. Die Additive verbessern verschiedene Eigenschaften: Sie erleichtern das Auftragen, lassen die Farbe schneller trocknen, sorgen für Farbhärte und Standvermögen.

hellgrau und gelblich-grüner FarbtonFoto: Brillux Ein hellgrauer Farbton sorgt für eine lichte Atmosphäre.

Leistungsfähige Klassiker

Dispersionsfarben sind die Klassiker unter den Wandfarben, denn sie sind vielseitig und preisgünstig. Ihr Name macht deutlich, dass es sich um ein stabiles Gemisch aus Stoffen handelt, die sich nicht ineinander lösen. Das sind meist Harze als Bindemittel und Wasser zur Verdünnung, dazu kommen noch Pigmente und Füllstoffe. Dispersionsfarben sind strapazierfähig, leicht zu verarbeiten und trocknen schnell. Sie haften gut deckend auf fast allen Untergründen. Oft reicht ein einziger Anstrich.

Kunststoffdispersionsfarben nutzen aus Mineralöl gewonne­ne Kunstharze oder Acrylate als Bindemittel und können Hilfsstoffe wie Antischaummittel, Weichmacher oder Biozide enthal­ten. Achten Sie deshalb unbedingt auf den ELF-Hinweis. ELF steht für emissionsarm, lösemittel- und weichmacherfrei. Die so gekennzeichnete Wandfarbe ist gesundheitsverträglich und auch für sensible Wohnbereiche geeignet.

Latexfarben gehören zu den Dispersionsfarben, haben aber einen höheren Anteil an Bindemittel. Früher wurde dafür der Milchsaft des Kautschukbaumes verwendet, heute ist es meist Polyvinylacetat.

Latexfarben schaffen stabile, fast versiegelte Oberflächen. Sie sind sehr strapazierfähig und eignen sich für nahezu jeden Untergrund, von Beton über Gipskartonplatten bis zu Tapeten. Sie wirken wasserabweisend und eignen sich deswegen auch für Küchen oder Bäder.

Mit Latexfarben gestrichene Wände lassen sich gut mit Wasser reinigen. Um Schimmelbildung zu vermeiden, sollten Sie die Räume gut lüften. Leider ist es auch sehr mühsam, Latexfarben wieder von den Wänden zu entfernen – je höher der Glanzgrad der Farbe, desto aufwendiger wird es.

Gesundheit ist wichtig

Ökologische NaturwandfarbenFoto: WEM/Jordanfotograf Ökologische Naturwandfarben sorgen für eine gesunde Raumatmosphäre. Bei sogenannten Naturdispersionsfarben dienen Bienenwachs oder Pflanzenleim als Bindemittel. Als Ersatz für chemische Konservierungsstoffe kommen teilweise pflanzliche Öle wie Bergamotte- oder Leinöl zum Einsatz.

Das ist auch bei der Silikatfarbe so, die als wohngesunde Mineralfarbe schadstofffrei ohne Lösemittel, Weichmacher oder Konservierungsstoffe auskommt. Silikatfarbe enthält als natürliches Bindemittel das sogenannte Kaliwasserglas, das durch die Schmelze von Quarzsand und Pott­asche entsteht.

Aber Vorsicht: Silikatfarbe funktioniert nur auf mineralischen Untergründen wie Kalkputz, Beton, Naturstein oder Zement. Sie geht dabei mit dem Untergrund eine dauerhaft feste Verbindung ein. Das heißt, Silikatfarbe liegt nicht als separate Farbschicht auf, sondern verkieselt mit der Wand. Das macht sie besonders robust, widerstandsfähig und wischfest.

Mineralische KalkfarbenFoto: WEM/Jordanfotograf Mineralische Kalkfarben gibt es als Vollfarbe oder dezent abgetönt.

Gleichzeitig ist sie atmungsaktiv, sorgt für ein angenehmes Raumklima und ist ideal für Allergiker. Aufgrund ihrer hohen Alkalität finden Schimmelpilze auf Silikatfarbe keinen Nährboden – deswegen eignet sie sich auch für Feuchträume. Neben der Einschränkung auf bestimmte Untergründe ist der vergleichs­weise hohe Preis ein kleiner Nachteil.

Kalk, Lehm, Leim und Kasein

Mineralische WandfarbenFoto: AURO Mineralische Wandfarben gibt es auch ohne Lösemittel. Eine echte Renaissance erlebt derzeit Kalkfarbe, denn auch sie gehört zu den natürlichen Mineralfarben. Ihre Grundbestandteile sind hauptsächlich gelöschter Kalk und Wasser. Fertige Farben enthalten zusätzlich Pigmente für die Farbtönung sowie Bindemittel für eine bessere Haftung.

Kalkfarbe sieht sehr natürlich aus, ist atmungsaktiv, verbessert das Raumklima und gilt aufgrund hoher pH-Werte als schimmel- und bakterienresistent. Planen Sie mindestens zwei bis drei Anstriche ein und tragen Sie beim Streichen Schutzkleidung. Der Mehraufwand lohnt sich, denn die Farbe erzeugt einen matten, leichten Wolkeneffekt, der sich mit anderen Anstrichmitteln so nicht erreichen lässt.

Wer mit gutem Gewissen renovieren möchte, entscheidet sich oft für natürliche Lehmfarbe. Sie besteht hauptsächlich aus fein gemahlenem Tonmehl und aus Erdpigmenten. Als Bindemittel werden Pflanzeneiweiße oder Zellulose genutzt. Die darüber hinaus enthaltenen Marmorgranulate und Kreide sorgen für eine hohe Deckkraft und gute Sättigung.

Wenn Sie möchten, können Sie farbige Pigmente hinzufügen und werden mit einzigartigen matt-samtigen Farberlebnissen belohnt. Im Handel gibt es die Naturfarbe entweder in Pulverform oder bereits streichfertig angerührt. Achten Sie darauf, dass bei fertigen Gebinden ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe enthalten sind.

Lehmfarbe in PulverformFoto: WEM/Jordanfotograf Lehmfarbe in Pulverform wird mit Wasser angemischt.

Lehmfarbe lässt sich leicht auf fast allen saugfähigen Untergründen verarbeiten. Sie reguliert die Feuchtigkeit im Raum und sorgt so für gesundes Wohnklima, absorbiert unangenehme Gerüche und ist antistatisch. Die Naturfarbe empfiehlt sich für Wohn- oder Schlafräume und ist weniger für stark frequentierte Bereiche geeignet.

Auch Leimfarbe überzeugt mit ähnlich positiven Eigenschaften, ist diffusionsoffen, wohngesund und außerdem vergleichsweise preiswert. Reine Leimfarbe nutzt nur pflanzliche oder tierische Stoffe als Bindemittel. Wasser, Kreide, Pigmente und Füllstoffe kommen hinzu. Der Leim bleibt auch nach dem Trocknen wasserlöslich, daher ist die Farbe vergleichsweise empfindlich.

Dank ihrer hohen Deckkraft lässt sich Leimfarbe leicht verstreichen. Sie haftet gut auf allen mineralischen Untergründen wie Putz, Lehm oder Stein, aber auch auf Raufasertapeten. Das Anstrichmittel führt zu natürlichen, intensiven und trotzdem harmonischen Farbergebnissen. Einige Fertigfarben beinhalten allerdings Kunstharze, die Einfluss auf die Atmungsaktivität haben.

WandlasurenFotos: Biofa Wandlasuren können mit einem Schwamm getupft (l.), kreisend mit der Bürste (M.) oder mit einem Tuch in Wickeltechnik (r.) aufgetragen werden.

Kaseinfarben gehören zu den ältesten Anstrichmitteln. Diese Naturfarben versprechen Wohngesundheit pur. Basis ist Milchsäure als Bindemittel. Kaseinfarbe wird in Pulverform an­geboten und wird vor Gebrauch mit Wasser angemischt. Nach dem Trocknen ist die Fläche wisch- und abriebfest. Durch die hohe Bindekraft des Kaseins können Sie mit Farbpigmenten intensive und kräftig sättigende Farbtöne auf allen Untergründen erzielen. Zum Schutz vor Bakterien em­pfiehlt es sich, Kalkfarbe einzumischen.

Zum Abschluss zwei Tipps: Egal, für welche Art von Wandfarbe Sie sich entscheiden: Achten Sie auf Gütesiegel wie den Blauen Engel oder das europäische Ecolabel. So stellen Sie sicher, dass keine gesundheitlich bedenklichen Schadstoffe an Ihre Wände kommen. Und wenn Sie Preise vergleichen, lohnt es sich, die Deck­kraftklasse der Farben zu beachten. Mit der hochdeckenden Klasse 1 brauchen Sie meist nur einen Anstrich für einen satten und gleichmäßig schönen Farbauftrag.

Claas Appold

Anbieter

Auro Pflanzenchemie AG/Auro Naturfarben
www.auro.de

Biofa Naturprodukte W. Hahn GmbH
www.biofa.de

Brillux GmbH & Co. KG
www.brillux.de

WEM GmbH
www.wandheizung.de

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