Wann der alte Schornstein dran ist

Möglichkeiten für Sanierung, Neubau oder Stilllegung

Schornsteinfeger bei der ArbeitFoto: DEPI Wenn Ihr Schornstein saniert oder erneuert werden muss, sollten Sie  sich von Ihrem Schornsteinfeger und einem Fachbetrieb beraten lassen.

Wann ist ein Schornstein für eine Sanierung fällig? In der Hauptsache gibt es zwei Gründe, die jeweils für sich stehen, aber auch gemeinsam auftreten können: Erstens, wenn altersbedingter Verschleiß erkennbar ist und bau­liche Mängel bestehen, etwa Versottung oder Risse im Mauerwerk, und zweitens, wenn der vorhandene Schornstein für ein neues Heizsystem nicht geeignet ist, was oftmals der Fall ist.

Ein Beispiel: Eine Heizung, die den Festbrennstoff Pellets verheizt, muss an einen Schornstein vom Bautyp nach DIN 18160 GW 3 angeschlossen sein. Der Buchstabe „G“ steht für die Rußbrandbe­ständigkeit, „W“ für die Feuchtebestän­digkeit, und die 3 zeigt an, dass dieses Abgassystem für alle Brennstoffe geeignet ist, also feste, flüssige oder gasförmige.

Abgassysteme im Bestand sind oft nicht für feuchten Betrieb geeignet. Für den Betrieb einer Pelletheizung ist aber ein feuchteunempfindli­cher Schornstein erforderlich. Der Einbau einer Pelletheizung in den Hausbestand geht also in den meisten Fällen mit einer Sanierung des Schornsteins einher.

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Allerdings betrifft das nicht nur Pelletheizungen, sondern gilt grundsätzlich. Weil die neue Heizung effizienter als die alte ist, ändern sich die Verhältnisse im Schornstein. Die Brennstoffe werden besser ausgenutzt. Das bedeutet, mehr Wärme bleibt im Haus, weniger Wärme entweicht mit dem Abgas durch den Schornstein. Das ist zu begrüßen, aber dadurch sinkt auch die Abgastemperatur. In der Folge wird der alte Schorn­stein möglicherweise zu wenig erwärmt, und das Abgas kann an den Wänden kondensieren.

Dieser Feuchteniederschlag reduziert die Haltbarkeit des Schornsteins. Er greift das Material an, führt zu Korrosion und Versottung im Inneren und durchdringt das Mauerwerk, sodass sich außen sichtbar braune Flecken am Schornstein bilden können. Der Feuchteniederschlag im Schornstein ist ein grundsätzliches Problem im Heizungsbetrieb und nicht an ein bestimmtes Heizsystem gebunden.

Der Querschnitt des Schornsteins muss also zur neuen Heizung passen. Er wird nach DIN EN 13384 ermittelt. Die Norm berücksichtigt, dass bei Festbrennstoffen mit Rußbrandablagerungen im Schornstein zu rechnen ist, die den Querschnitt reduzieren. Deshalb sieht die Norm bei Festbrennstoffheizungen vorsorglich etwas größere Querschnitte für den Schornstein vor als bei anderen Systemen. Aber auch das ist nur ein Beispiel. Denn zu betonen ist, dass die Sanierung des Schornsteins bei jeder Heizungsmodernisierung notwendig ist – auch bei Gas-Brennwert.

 

Kamin oder Schornstein?

moderner SchornsteinFoto: Hermann/Adobe Stock

Die Herkunft des Wortes „Kamin“ lässt sich bis ins Lateinische (camīnus) und Griechische (kámīnos) zurückverfolgen, wo es ursprünglich Feuerstellen und Öfen bezeichnete. Im Laufe der Zeit hat sich die Bedeutung im Deutschen zu „Schornstein“ (Rauchabzug) und „Kamin“ (Feuerraum oder auch der gesamte Kaminofen) weiterentwickelt.

In der Umgangssprache steht der Begriff „Kamin“ insbesondere im süddeutschen Raum oft für den Rauchgasabzug und für den festverbauten Ofen bzw. Heizkamin. Der Begriff „Schornstein“ ist dagegen eindeutig: Ein Schornstein dient zur ordnungsgemäßen und sicheren Abführung der Abgase einer Feuerstätte.

 


Fachmann beurteilt Situation

SchornsteinneubauFoto: Raab-Gruppe Neue Schornsteine sind heute oft modular vorgefertigt.

Der Fachbetrieb für Schornsteinsanierung untersucht die vorhandenen Schächte und Schornsteinanlagen und beurteilt, ob eine Sanierung Sinn macht oder ob neu gebaut werden sollte. Wenn der Schacht groß genug ist, kann man schnell ein geeignetes System einbauen. Ein altes Edelstahlsystem ist schnell ausgebaut und durch ein neues ersetzt.

Manchmal ist es allerdings einfacher, ein neues System zu bauen. Dann wird man außen nach einer geeigneten Stelle suchen, an der der neue Schornstein entstehen soll. Das ist auch mit einem Schornsteinfegermeister abzuklären.

 


Schornsteintypen im Überblick

Welche Schornsteintypen gibt es? Der Klassiker ist der gemauerte Schornstein. Er benötigt zur Funktion Abgastemperaturen von mindestens 200 °C. In der Vergangenheit war das über die alten Heizsysteme kein Problem, da sie ohnehin sehr hohe Abgasverluste und damit hohe Abgastemperaturen vorwiesen. Bei neuen Heizsystemen ist es aber schon problematisch, da sie effizienter sind und damit weniger Energie aus dem Schornstein blasen. Fertigteilschornsteine aus Keramik sind dann eine Alternative. Sie arbeiten mit Temperaturen ab 110 °C.

Was man vermehrt sieht, sind Edelstahlschornsteine. Sie sind ein zu Recht bevorzugtes System aufgrund ihrer großen baulichen (innen/außen) und technischen Einsatzbandbreite (Eignung für praktisch alle Heizsysteme). Das Gleiche gilt für Leichtbauschornsteine. Sie bestehen aus einer feuerfesten Außenschale sowie einem Innenrohr aus Edelstahl.

Außerdem zu nennen sind noch Kunststoffschornsteine. Sie werden je nach Gegebenheit etwa bei Gas-Brennwert-Heizungen im Einfamilienhaus für die Abgasführung verwendet.

Welches System das passende ist und wie es auszulegen ist, muss der Fachmann ermitteln. Es gilt nämlich auch, sich mit weiteren wichtigen Themen wie Feuerwiderstandsklassen (Brandschutz) und Korrosionswiderstandsklassen zu befassen.

 


Große Preisspanne

„Luft-Abgas-Schornstein“Grafik: Raab-Gruppe „Luft-Abgas-Schornstein“ (LAS): Die warmen Abgase (rote Pfeile) werden getrennt von der kühlen Zuluft (blaue Pfeile) geführt.

Die Kosten der Sanierung eines vorhande­nen Schornsteins lassen sich nicht pauschal beziffern, denn es fließen hier viele individuelle Faktoren mit ein, z.B., wie umfangreich die Sanierung aufgrund der Bestandsanalyse ausfällt, was vom Einziehen eines Edelstahlrohrs bis zur Komplettsanierung reichen kann.

Ein Neubau aus Stahl oder Keramik außen am Gebäude kostet mehr, denn die Anlage kann nicht wie im Fall eines sanierungsgeeigneten Schornsteins einfach in einen Schacht eingebaut werden. Der neue Schornstein ist ein ei­genes, doppelwandiges, voll isoliertes System. Der höhere techni­sche Aufwand resultiert in einem höheren Preis.

Einen neuen Schornstein im Gebäudeinneren einzubauen, ist meist sehr aufwändig, Decken müssen durchbrochen werden, die Dachhaut geöffnet, der Schornstein hindurchgelegt und alles wieder verschlossen werden. Das ist nicht nur teuer, der Einbau ist für den Eigenhei­mer auch unangenehmer und zeitintensiver.

 


Schornstein und Wärmepumpe

Ein ganz anderer Fall: Durch den Einbau einer Wärmepumpe wird der alte Schornstein überhaupt nicht mehr gebraucht. Dies häuft sich, weil in mehr und mehr Eigenheimen, auch älteren Häusern, von der Verbrennung fossiler Brennstoffe abgesehen und das alte Heizsystem gegen eine Wärmepumpe ausgetauscht wird. In die­sem Fall sollte der Schornstein ordnungsgemäß stillgelegt werden.

Der Schornsteinfeger berät im Einzelfall über den sinnvollen Verbleib des Schornsteins. Er muss auch über die Stilllegung des Bestandsheizsystems informiert werden. Grundsätzlich wird zwischen einer vorübergehenden und einer dauerhaften Stillle­gung unterschieden. Zwar gibt es sonst keine weiteren Vorgaben, wie ein stillgelegter Schornstein baulich aussehen müsste, doch Joel Grieshaber, Referent Handwerk beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP), gibt für die Ausstattung je nach Außerbetriebnahme folgende Empfehlungen:

1. Vorübergehende Stilllegung:

Da der Schornstein bestehen bleibt und weiterhin funktionstüchtig bleiben soll, sollte er gegen Feuchtigkeit geschützt und abgedeckt werden. Dazu kann eine hinterlüftete Abdeckung am Schornsteinkopf montiert und die Zuluftklappe am Schornsteinfuß blockiert werden. So wird der Schornstein trocken gehalten. Darüber hinaus sollte die Öffnung für den Feuerungsanschluss verschlossen werden (zumauern oder Deckel aufsetzen).

2. Permanente Stilllegung:

Auch hier sollte der Schornstein gegen Feuchtigkeit geschützt und ab­gedeckt werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, den Schornsteinkopf oberhalb des Daches abzureißen, was jedoch in den wenigsten Fällen umgesetzt wird, da es mit zusätzlichen Maßnahmen wie Dachdeckerarbeiten verbunden ist. Bleibt der Schornstein innerhalb des Gebäudes bestehen, kann er als Versorgungsschacht für Heiz- oder Elektroleitungen verwendet werden, wenn dabei die ein schlägigen technischen Vorgaben zur Verlegung der unterschiedlichen Leitungen eingehalten werden. Durch die Stilllegung des Schornsteins entfallen selbstverständlich auch die jährlich 
anfallenden Kosten für den Schornsteinfeger.

 

Höhere Schornsteine für Festbrennstofffeuerung

Erklärgrafik AbständeGrafik: Verlag W. Wächter

Seit Januar 2022 gelten für Schornsteine von nach dem 31.12.2021 neu errichteten Festbrennstofffeuerungen, wie Kamin- und Kachelöfen sowie Pelletheizungen neue Vorschriften:

Diese Anlagen müssen seitdem einen Schornstein haben, dessen Austrittsöffnung so weit über das Dach hinausragt, dass Abgase von der natürlichen Luftströmung fortgetragen werden können. Dazu muss die Austrittsöffnung des Schornsteins firstnah angeordnet werden und den First um mindestens 40 cm überragen. Die Grafik zeigt, was das genau bedeutet: Der Schornstein ist firstnah angeordnet, wenn der horizontale Ab­stand der Schonsteinmündung vom First (A) kleiner ist als deren horizontaler Abstand von der Traufe (B). Der vertikale Abstand vom First (C) muss dabei größer sein als deren horizontaler Abstand vom First (A): A<B; A<C

Durch diese Regelungen soll die Belastung der Außenluft im Umfeld der Festbrennstofffeuerungen verringert und die Luftqualität insbesondere bei enger Bebauung in Wohngebieten besser geschützt werden.

(Näheres erfahren Sie hier.)


Dittmar Koop
Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz

 

 

 

 

 

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