Tomatenernte in Hülle und Fülle

Mit veredelten Pflanzen zum Erfolg

Auf resistente, starkwüchsige und kälteverträglichere Un­ter­lagen veredelte Tomaten­jung­pflan­zen kosten beim Gärtner ungefähr doppelt so viel wie unveredelte. Gut ernährte veredelte Pflanzen mit Regenschutz – die Veredelung schützt nämlich nicht vor dem Befall mit der Kraut- und Braunfäule – tragen oft 10 statt 5 kg, somit zahlt sich die Mehrausgabe aus. Wenn Sie dennoch sparen wollen, ziehen Sie die veredelten Pflanzen zwei­triebig. Dann müssen Sie die Pflanzen aber auch doppelt so weit auseinander pflanzen wie eintriebig gezogene.

Veredelte Tomatenpflanzen Veredelte Tomatenpflanzen sind in der Regel wüchsiger als unveredelte und können eine bis zu doppelt so hohe Ernte „liefern“ Wenn Ihre unveredelten Tomaten in den vergangenen Jahren trotz guter Pflege nur schwach gewachsen oder sogar verwelkt sind, haben sich im Boden wahrscheinlich Wur­zel­krank­hei­ten ein­genistet. In solchen Fällen bringen veredelte Tomatenpflanzen besonders deutliche Ernteverbesserungen.

Durch den stärkeren Wuchs brau­chen sie allerdings auch viel Was­ser und Nährstoffe. Erfahrungsgemäß können veredelte Pflanzen Was­ser­man­gel bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, sie wachsen dann aber nur so stark wie un­ver­e­del­te.

Testen Sie am besten einmal selbst, ob in Ihrem Garten veredelte Tomaten besser wachsen als unveredelte. Kultivieren Sie einfach in diesem Jahr beide Varianten zum Vergleich nebeneinander.

Leider bietet der Fachhandel oft nur eine veredelte Tomatensorte an. Nur wenn Sie Ihre Tomaten selbst veredeln, können Sie Ihr gewohntes Sor­ten­spek­trum genießen. Zum Glück wachsen selbst veredelte Tomaten recht zuverlässig an, und es ist sehr interessant, diesen Prozess zu beobachten.

 

Tomaten-Unterlagen für Hobbygärtner

Profigemüsegärtner bauen heu­te überwiegend veredelte Tomaten an, für sie gibt es über zehn verschiedene Unterlagensorten, die unterschiedlich stark gegen verschiedene bodenbürtige Krank­heiten und Schädlinge resistent bzw. widerständig sind. Leider gibt es diese Unterlagen nur in größeren Mengen. Als Kleinpackungen für den Freizeitgärtner sind die Unterlagen ‘Vigomax’ F1 (erhältlich bei Bruno Nebelung Kunden-Service und W. Nixdorf; Adressen der Anbieter siehe Kasten) und ‘Spirit’ F1 (erhältlich bei Dürr-Sa­men und Samen-Frese) im Angebot. Die Unterlagen eignen sich auch zur Veredelung von Auberginen.

 

Tomaten selbst veredeln

Schon zwei Wochen vor der gewohnten Zeit, also Ende Februar/Anfang März, sät man die Tomaten-Unterlagensorte in Saatschalen aus. Im Keim­blatt­sta­di­um pikiert man in Töpfchen mit 8 cm Durchmesser bzw. in Multi­topfplatten (siehe Bild) so tief, dass die Keimblätter auf dem Substrat aufliegen.

Knapp eine Woche nach der Unterlagensorte sät man die gewünschten Edelsorten in Saatschalen. Sind alle Pflänzchen etwa 5 cm hoch (es geht auch später noch), schneidet man mit einer neuen Rasierklinge Unterlage und Edelsorte in 2,5 cm Höhe ab. Den Kopf der Edelsorte setzt man direkt auf die Schnittstelle der Unterlagensorte.

Die Erde im Topf der Unterlagen sollte feucht, aber nicht nass sein. Damit nichts verrutscht, liefert Bruno Nebelung z.B. millimeterfeine Keramikstifte mit, die einfach zur Hälfte in den Stumpf der Unterlage und in den Trieb der Edelsorte gesteckt werden. Andere Packungen enthalten Veredelungsclips (doppelte Silikonröhrchen), wie sie auch die Profigärtner verwenden (siehe Bild), bei W. Nixdorf können diese Clips gesondert bestellt werden. Mit Schaschlikstäben können Sie die Pflänzchen zusätzlich stabilisieren.

Die veredelten Pflanzen stellt man in eine flache Kiste und schiebt diese in eine ausreichend große durchsichtige Kunststofftüte, um die Luft­feuch­tig­keit hoch zu halten. Die Kunst besteht nun darin, diese Kiste möglichst warm (22 °C) und hell, aber nie in der prallen Sonne aufzustellen.


Wenn die Unterlage und die Edel­sorte ca. 5 cm groß sind, schneiden Sie beide in 2,5 cm Höhe ab (l.). Nun stecken Sie den Veredelungs­clip zur Hälfte auf den abgeschnittenen Stängel der Unterlage und stecken anschließend die Edelsorte auf, so­dass beide Pflanzenteile direkt auf­einandersitzen. Mit einem Schasch­likstab, der in das zweite Röhrchen des Veredelungsclips gesteckt wird, können Sie die Pflänzchen stabilisieren.

Bei mir steht die Saatgutkiste etwas zurückgezogen am östlichen Küchenfenster. Ist die Sonne weitergewandert, schiebe ich die Kis­te direkt ans Fenster. Keine Angst, es dauert nur gut fünf Tage, dann sind die Pflanzenteile zusammen­gewachsen. Die Abdeckung wird entfernt und die Tomaten weiter wie gewohnt gepflegt.Weil etliche Unterlagensorten nur zögerlich keimen, während des Zusammenwachsens natürlich kaum Längenwachstum stattfindet und der Gärtner so viel mehr Pflanzen aussäen und diese länger pflegen muss, sind die höheren Kosten der veredelten Pflanzen durchaus berechtigt.

Wenn Sie Ihre Tomaten selbst veredeln, sparen Sie nicht nur Geld, sondern haben auch ein interessantes „Natur-Erlebnis“: Zu beobachten, dass die beiden Pflan­zen fest zusammenwachsen, ist für Sie und auch für Ihre Kinder oder ggf. Enkel verblüffend. Wenn Sie die Lieblingssorten Ihrer Familie ver­wen­den, haben Sie später ein ausgefallenes Mitbringsel für Gartenfreunde, das Sie nicht kaufen können.

 
Marianne Scheu-Helgert,
Bayerische Gartenakademie

 

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