Brenner-Nordzulauf - 07.11.2019

Studie der Barmer: Schlaflosigkeit in Bayern nimmt stetig zu

SZ-Online vom 03.10:
"In Bayern sind besonders viele Arbeitnehmer wegen Schlafstörungen in ärztlicher Betreuung. Nach Daten der Barmer Krankenkasse litten im Freistaat zuletzt 4,13 Prozent der Beschäftigten an so großen Problemen, dass sie sich behandeln ließen. Der bundesweite Schnitt liegt bei 3,82 Prozent. Nur in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Saarland und Berlin liegen die Zahlen höher als in Bayern, erklärte die Barmer-Landeschefin Claudia Wöhler bei der Vorstellung des Barmer-Gesundheitsreports in München."

Leserbrief von Bernhard Buckl vom Arbeitskreis Bahnlärm Kirchseeon

Mit großem Interesse hat unser  Arbeitskreis Bahnlärm Kirchseeon Ihren Presse­ar­tikel „Brenner-Nordzulauf: Pro und Kontra“ in der Septemberausgabe der Zeitschrift „Eigenheimer aktuell" gelesen. Auch wir sehen die Notwendigkeit, den Güter- und Fernverkehr auf die Schiene zu verlagern, allerdings unter der unbedingten Voraussetzung, ausreichend Lärmschutz an den bestehenden Gleisen, insbesondere an der dicht besiedelten und am stärksten befahrenen Bahnlinie Trudering – Grafing zu erhalten.  

Wir hätten es gerne gesehen, wenn nicht nur die Problematik Rosenheim – Kiefers­felden mit den vorgestellten fünf möglichen Grobtrassen dargestellt worden wäre,  sondern auch eine detaillierte Analyse über den „Flaschenhals“  Trudering-Grafing.

Für die Teilstrecke Trudering –Grafing gibt es für den Güter- und Fernverkehr nur zwei Gleise, die beiden anderen Gleise sind dem Nahverkehr (S-Bahn) vorbehalten. 

Eine Gleiserweiterung für diese Teilstrecke ist aus Platzgründen nicht möglich. Siehe auch Schaubild unter unserer Homepage: https://bahnlaerm-kirchseeon.de/fakten-hintergruende/

Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erstellte TRIMODE eine Studie über die künftige Entwicklung des Schienengüter­verkehrs für das Jahr 2050 zwischen Rosenheim und Kufstein. Die Studie wurde im Dezember 2018 veröffentlicht.

Für das Jahr 2030 erwartet demnach die Studie im Inntal 258 Güter- und Personenzüge pro Tag. Die Überlastungsschwelle für die bestehenden zwei Gleise beträgt laut Studie im aktuellen Zustand der Strecke 290 Züge pro Tag. Für das Jahr 2050 prognostiziert TRIMODE 352 Güter- und Personenzüge pro Tag, dies liegt also deutlich über der Überlastungsschwelle.

Unabhängig von den Prognosewerten wurden zwischen Rosenheim und Kiefersfelden am 23.01.19 laut Auskunft der Bahn 199 Züge gemessen, davon 53 Personenfernverkehr, 43 Züge Personennahverkehr, 130 Güterzüge und 1 Sonstiger.

Im Vergleich dazu wurden laut Bahn in diesem Jahr (am 23.07.2019) im Abschnitt Trudering-Grafing bereits  499 Züge gezählt, davon sind 57 Personenfernzüge, 257 Nahverkehr (S-Bahn und Meridian), 174 Güterzüge, 11 Sonstige. Das bedeutet, dass allein auf den Fernbahngleisen bereits jetzt ca. 320 Züge fahren, mit der Einführung von ETCS bis 2027 sollen es noch mal 20-30% mehr werden.

Wie Sie bestimmt wissen, haben sich in der Zwischenzeit zahlreiche Initiativen und Arbeitskreise in den an­liegenden Ortschaften gebildet. Diese haben alle zum Ziel, die an der Strecke Wohnenden ausreichend vor Lärm zu schützen und fordern deshalb Lärmschutz nach Neubaustandard spätestens bis zur Einführung von ETCS im Jahr 2027. Gerade im Osten von München und in den Land­kreisen München und Ebersberg wohnen viele Menschen in der Nähe der Gleise. Wir sind uns sicher, dass die zahlreichen Siedlervereine an der Strecke Trudering –Grafing unser Anliegen voll unterstützen.

Wir erwarten insbesondere nachts einen regen Güterzugverkehr. Diesbezüglich gibt es schon Äußerungen von der Bahn, gegebenenfalls auch auf die S-Bahn-Gleise zu­rückzugreifen. 

Wir fordern  das „Schwarze Peter Spiel“ in Sachen Lärmschutz zu beenden. Das bayerische Verkehrsministerium ist nur zuständig für den Personennahverkehr und die DB setzt nur das um, was der Deutsche Bundestag für den Güter- und Fernver­kehr beschließt. Die Politik lässt weiterhin die Entscheidung über Trassenführung und Lärmschutz offen.

Artikel aus dem Oberbayerischen Volksblatt vom 10.10.2019

Das ist neu beim Brenner-Nordzulauf: Zulaufplan für Brennerbasistunnel mit  Notbremse

von Ludwig Simeth

Rosenheim/München – Und es ist eine Aussage von Gewicht. Denn sie kommt direkt aus dem Bayerischen Innenministerium. Genau mit diesen Worten hat jedenfalls Hans-Peter Böhner, zuständiger Abteilungsleiter in der Behörde, am Mittwoch die Landtagsabgeordneten im Verkehrsauschuss zum Jahrhundertprojekt Brenner-Basistunnel (BBT) ins Bild gesetzt.

Weil wissenschaftlich fundierte Verkehrsprognosen allenfalls 15 Jahre weit reichen, stellen Bürgerinitiativen im Landkreis Rosenheim immer wieder infrage, ob die neuen Schienen nach Tirol überhaupt erforderlich sein werden. Das weiß auch Böhner: „Die Gegner des Projekts sagen: ,Lasst es bleiben, denn der Bedarf ist ja nicht nachgewiesen.‘“

Bislang kein Fragezeichen hinter Bedarf

Bislang hatten jedoch weder Bahn noch Politik den grundsätzlichen Bedarf einer Neubaustrecke mit einem Fragezeichen versehen. Das klint nun anders. Es werde es am Ende darauf ankommen, zu welchen Prognosen neuere Studien gegen Ende der 2020er-Jahre führen, so Böhler. „Wenn es so kommt, wie der Bund und wir auch erwarten, dass der Güterverkehr weiterwächst, dann hätte man die Legitimation, in die Bauphase einzutreten. Wenn es – aus heutiger Sicht überraschend – anders käme, dann müsste man sich diese Frage neu stellen. Die wird man sich dann auch stellen“, argumentierte der Ministerialdirigent im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in der Sitzung des Verkehrsauschusses.

Mit anderen Worten: Dann könnte man den Neubau einer Strecke – derzeit liegen fünf Varianten auf dem Tisch – immer noch stoppen, bevor der erste Bagger anrollt. Andererseits könne man die nötige Infrastruktur auf die Schiene bringen, „wenn man im Jahr 2040 tatsächlich den Bedarf hat“, so Böhler. Bis dahin könnte auch die Zulaufstrecke auf bayerischer Seite fertig sein, meinen Experten.

Mit dieser Einschätzung knüpft das Ministerium an eine Aussage an, mit der Torsten Gruber Ende Juli bei einer DB-Infoveranstaltung zum Brennerzulauf für Verblüffung unter den Zuhörern gesorgt hatte. „Der erste Schritt ist die digitale Ertüchtigung der Bestandsstrecke. Währenddessen und auch danach wird man sehen, wie sich der Verkehr entwickelt und ob der tatsächliche Bedarf den Bau einer Neubaustrecke notwendig macht“, sagte der scheidende Bahn-Projektleiter der Nordzulaufsplanungen vor Monaten in Rohrdorf.

Digitalisierung sorgt für mehr Kapazität

„Das habe ich so noch nicht gehört“, reagierte damals nicht nur Dieter Dimmling, Mitglied der Bürgerinitiative Bürgerforum Inntal, überrascht. Gruber hatte diese Stufenlösung nicht nebenbei erwähnt, sondern explizit vorgestellt und auf einem Blatt skizzierte.

Die neuen Gleise, auf denen Güter- und Personenverkehr über die Alpen fahren soll, haben eine einzigartige Dimension. „Es ist ein Jahrhundertprojekt. Das ist ja für die nächsten hundert Jahre, diese Infrastruktur“, sagt Klaus-Dieter Josel, Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn für Bayern.

Ein erster Schritt ist der digitale Ausbau des Netzes. Anfang Juli hat Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) grünes Licht hierfür gegeben. Südlich der Landesgrenze schreitet indessen der Bau des Brennerbasistunnels zwischen Österreich und Italien voran. 2028 wird als Eröffnungstermin ins Auge gefasst.

Bis dahin soll zumindest die Digitalisierung der Bestandsstrecke München-Kufstein, unter anderem mit dem neuen Signalsystem ETCS, erfolgt sein. Damit wird die Kapazität deutlich erhöht. Fürs erste reiche das, versichert Josel.

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