Risiko-Check im Eigenheim – Tipps für ein kindersicheres Zuhause

Foto: ABUS Kinder erkunden ihre Umgebung ohne Scheu. Um Unfällen vorzubeugen, sollten Sie Ihr Haus kindersicher ausrüsten, z.B. mit einem Gitter vor der Herdfläche.

Mit Kindern ändert sich das ganze Leben – am besten auch die Einrichtung. Sie muss sicher sein. Wer kann, sollte schon beim Hausbau an den späteren Nachwuchs denken.
Robben, krabbeln und die ersten Schritte: Eltern erfüllt es mit Stolz, wenn sich ihr Baby alleine fortbewegen kann. Doch dann wird es auch gefährlich. Kleinkinder erkunden ihr häusliches Umfeld voller Neugierde und ohne Scheu. Damit sie sich beim Spielen nicht verletzen, sollten Eltern ihren Hausrat absichern. Hier ein Überblick über die wichtigsten Maßnahmen.

Treppen absichern

Diese Gefahr ist offensichtlich. Die Bauvorschriften der Landesbauordnung legen hierzu Standards fest, wie beispielsweise die Abstände der Gitterstäbe am Geländer und die der Stufen. Senkrechte Gitterstäbe verhindern, dass das Geländer zur Leiter wird. Von Strebe zu Strebe gilt ein Richtwert von maximal 12 cm, damit kein Kinderkopf hindurchpasst. Ratsam ist, auf beiden Seiten ein Geländer anzubringen, eines auf Kinderhöhe bei 65 cm und ein weiteres bei 90 cm für Erwachsene.
Nach unten offene Treppen ohne Setzstufen sind ungeeignet. Zwischen den Stufen sollte es mindestens eine Querverstrebung geben. Helfen kann auch ein Gitter vor der ersten und nach der letzten Stufe. So kommen Kinder erst gar nicht auf die Idee, die Treppe allein hinauf- oder herunterzukrabbeln. Spätestens, wenn die Kinder geübt im Treppenlaufen sind, sollten Sie rutschsichere Stufenmatten oder Treppenfolie anbringen.

Foto: ABUS Spätestens, wenn die Kinder geübt im Treppenlaufen sind, sollten die Stufen rutschsicher ausgerüstet werden.

Steckdosen schützen

Foto: reer GmbH Im Neubau oder bei einer Sanierung sollten Sie eine Kindersicherung für Steckdosen fest mit einplanen. Im Altbau können Sie sie nachrüsten.
 

Im Neubau oder im Zuge einer größeren Sanierung sollten Sie Steckdosen mit Kindersicherung fest einplanen. In einer bestehenden Wohnung können Sie handelsübliche Steckdosensicherungen nachrüsten. Besonders praktisch sind Produkte mit Drehsicherungen, da hier die Steckdose hinter einer drehbaren Scheibe weiter nutzbar ist.
Sicherungen zum Einschrauben sind besser geeignet als Produkte zum Einkleben, da sie sich nicht lösen, sobald man den Stecker zieht. Wenig Schutz bieten Steckdosen mit Klappdeckel. Kinder kommen schnell dahinter, wie sich der Deckel öffnen lässt. Steckdosen können auch mit schweren, davorstehenden Möbeln unerreichbar werden. Das setzt voraus, dass die Steckdose nicht zum Staubsaugen benötigt wird.

Einrichtung abstimmen

Ein weicher, warmer Boden wie Teppich oder Kork empfiehlt sich besonders im Kinderzimmer. Hier, wo die Kleinen unbeaufsichtigt spielen, sollten Eltern auf abschließbare Fenster achten und sichere Kinderleuchten verwenden, die nicht zu heiß werden (maximal 24 Volt). Sie werden am besten an der Decke oder Wand befestigt und nicht frei im Raum aufgestellt.
Viele Kinder stehen nachts auf, um zur Toi­lette oder ins Schlafzimmer der Eltern zu gehen. Orientierung bringen LED-Lämpchen mit Bewegungsmelder, die mindestens im Kinderzimmer und Flur vorhanden sein sollten. Ebenso unverzichtbar sind Rauchmelder.
Das beste Material für Kindermöbel ist Voll- oder Massivholz. Furnierte Möbel enthalten Leime und Lacke, die ausgasen können. Auch Kindermöbel aus Kunststoff riechen oft nach Chemie.
Beim Einrichten gilt auch, dass Sitzmöbel und Tische nicht direkt am Fenster stehen. Kinder können sie als Aufstiegshilfe benutzen. Auf den Laufwegen des Kindes sollten ferner keine spitzen oder scharfen Möbelstücke stehen. Ist dies nicht überall möglich, können Rundkappen aus weichem Kunststoff die Kanten von Tischen und Sideboards vorübergehend abdecken.

Regale und Schränke an der Wand verankern

Foto: reer GmbH Kommoden, Regale und Schränke sollten Sie an der Wand befestigen, damit sie nicht umkippen können, wenn Kinder daran ruckeln oder hochklettern.

Regale, Schränke und Kommoden verlocken kleine Kinder häufig zum Klettern. Zwar regelt eine Europäische Norm (DIN EN 14749:2016) deren Standsicherheit, diese gilt aber nur, solange Kinder nicht an dem Möbel hochsteigen.
Vor allem hohe Regale und schwere Schränke, die durch ein leichtes Ruckeln bereits zu wackeln beginnen, sollten an der Wand fest verankert werden. Das Gleiche gilt für Kommoden. Deren ausgezogene Schubladen können schnell zum Kipphebel werden.
Das Möbelstück befestigt man weit oben sowie an seinen Seitenwänden mit Stahlwinkel und Dübel. Wichtig ist, dass die Verankerung im Möbel im robusten Holz erfolgt, nicht in der Pressplatte an der Schrankrückseite. Sie kann bei Zugkraft brechen.

Schubladen und Türen verschließen

Foto: reer GmbH

Foto: ABUS Schubladen mit Haushaltsreinigern, Besteck u.Ä. sollten auf jeden Fall vor dem Zugriff von Kindern gesichert werden, z.B. von außen mit solchen Plastikriegeln.

Schranktüren und Schubladen sollten geschlossen bleiben, wenn man hierin Haushaltsreiniger, Besteck, Porzellan oder auch Kleinteiliges wie Nähzeug oder Batterien verstaut. Statt mit Klebeband zu hantieren, empfehlen sich auch hier gängige Kindersicherungen: Einfache Plastikriegel werden auf oder in die Türen und Schubladen geklebt oder geschraubt, was praktisch ist, aber nicht jedem gefällt.
Schöner sind Mechanismen, die mit Magnet funktionieren. Dabei wird der Magnetriegel nahezu unsichtbar in den Schrankkorpus geklebt. Mit einem Gegenstück lässt sich dieser von außen wieder öffnen. Einziger Haken: Das Gegenstück muss sicher aufbewahrt werden.
Gute Schranksicherungen sind nach der EU-Norm DIN EN 16948 gefertigt. Sie müssen mindestens 5000 Öffnungen und Schließungen aushalten und lassen sich nur öffnen, wenn mehrere Handlungsschritte, eine Mindestkraft oder ein separates Werkzeug benutzt werden.

Zimmertüren dürfen nicht zufallen

Damit sich Kinder nicht an einer zufallenden Zimmertür quetschen, sind aufsteckbare Türstopper ratsam. Sie lassen sich am Türblatt befestigen und sollten außerhalb der Reichweite des Kindes platziert werden, z.B. direkt oben auf der Tür. Gefährlich kann auch die Scharnierseite werden. Ein Reingreifschutz schützt in diesem Fall besser als ein mobiler Türstopper oder Türkeil, den Kinder wegtragen können. Türen aus Glas werden von Kindern leicht übersehen. Abhilfe schaffen Aufkleber.

Vorsicht heiß!

Wasserkocher, Bügeleisen oder Haartrockner sowie deren Kabel sollten nicht in Reichweite von Kindern liegen. Sie können daran ziehen und sich verbrennen. Auch Herd und Backofen bergen Gefahren. Möglich ist es, ein Gitter vor der Herdfläche zu installieren. Das verhindert, dass die Kleinen die Platten anfassen oder einen Topf herunterreißen. Die Backofentür kann außerdem vor ungewolltem Öffnen sowie mit einem zusätzlichen Hitzeschutz gesichert werden.
Wasser aus dem Hahn darf für Kinder nicht zu heiß sein. Mit einem Temperaturbegrenzer kann man Heißwasser in Küche und Bad auf maximal 38 °C regulieren.

Balkon und Garten mit Gitter

Auch Balkon und Garten müssen kindersicher sein. Um den Nachwuchs vor dem Ertrinken zu schützen, umzäunen Hobbygärtner am besten den Teich. Auch die Regentonne sollten Sie besser mit einem Deckel verschließen. Geländer auf Brüstungen und Zäune sollten wie die Treppengitter mit vertikalen Stäben versehen sein, damit keine Kletterhilfe entsteht.
Im Sommer kann es hilfreich sein, die Balkonkästen innen anzubringen, sie wirken dann wie eine Barriere. Stühle und Tische stehen am besten an der Hauswand. Sicherer ist, das Kind nicht allein nach draußen zu lassen. Beim Putzen oder Lüften können Eltern eine Schranke vor die Türöffnung bauen, sodass es nicht unbeobachtet auf den Balkon laufen kann. Später kann ein Griffschloss an der Balkontür sinnvoll sein.

Evelyn Steinbach
Freie Journalistin

 

Weitere Informationen

Aktion DAS SICHERE HAUS e.V.
Tel. 040/29 81 04 61
www.das-sichere-haus.de

Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG)
Mehr Sicherheit für Kinder e.V.
Tel. 0228/688 34-0
www.kindersicherheit.de

ABUS August Bremicker Söhne KG
Tel. 02335/634-0
www.abus.com

reer GmbH
Tel. 07152/928 52-0
www.reer.de

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