Bio? Logisch!? - Worauf „Bio-Gärtner“ bei Düngern und Substraten achten sollten

Foto: encierro/Adobe Stock

Ob für das Hochbeet, die Kübelbepflanzung oder die Zimmerpflanze auf der Fensterbank – der Bio-Trend ist auch bei Erden und Düngern angekommen. Kein Wunder, denn immer mehr verantwortungsbewusste Hobbygärtner wollen ihre Salate, Kräuter und Naschpflanzen zunehmend biologisch kultivieren und düngen und machen sich Gedanken über die Inhaltsstoffe von Blumenerden und Dünger oder die Herkunft der eingesetzten Rohstoffe.

Bio heißt nicht torffrei

Wer guten Gewissens zur Bioerde greift, weil er meint, damit auch die Natur zu schonen, sollte aufpassen. Denn selbst nach Bio-Richtlinien muss ein Bio-Substrat nicht zu 100 % torffrei sein. Das scheint oftmals verwirrend, geht man doch bei einer Bioerde in der Regel von torffreien Produkten aus.
Doch das Bio bezieht sich bei diesen Produkten mehr auf den Verzicht auf mineralische Dünger. Stattdessen werden organische Dünger tierischer oder auch rein pflanzlicher Herkunft verwendet. Eine Bio-Erde mit rein pflanzlicher Aufdüngung wird oftmals auch als „Vegan“ vermarktet.

Torfgehalt in Bio-Erde

Was den Torfgehalt usw. betrifft, gibt es für den Freizeitgartenbau keine klaren Vorgaben. Für den Produktionsgartenbau ist die Verwendung dagegen in den Richtlinien der EG-Öko-Verordnung geregelt, und nach der wären sogar Bio-Erden aus 100 % Torf möglich. Auch die Aufdüngung ist darin klar definiert, so dürfen Bio-Erden ausschließlich organische Dünger enthalten, mineralische sind verboten.
Nationale Bio-Anbauverbände wie Bioland oder Demeter verlangen einen Torfersatz von 50 % bei Topfsubstraten und bei Anzuchterden von min. 30 %. Synthetische Zuschlagstoffe wie z.B. Styromull sind weder nach der EG-Öko-Verordnung noch nach den Richtlinien deutscher Anbauverbände zugelassen.

 

Ohne Torf geht es trotzdem

Blumenerden für den Hobbybereich können jedoch auch gänzlich ohne Torf auskommen. Alle namhaften Substrathersteller bieten mittlerweile praxiserprobte Kombinationen aus Torfersatzstoffen (s. Kasten Seite 22) an. Um eine gute torffreie Erde zu erhalten, werden dabei im Baukastensystem idealerweise die verschiedenen Komponenten bis zu einem (Volumen-)Anteil von maximal 20–30 % gemischt. Eine praxistaugliche Kombination könnte z.B. aus Holzfaser, Grünkompost, Rindenhumus, Kokopeat und Naturton bestehen.
Da aber vor allem holzbasierte Torfersatzstoffe wie Holzfaser oder Rindenhumus im Substrat weiter zersetzt werden und die verantwortlichen Mikroorganismen dafür Stickstoff benötigen, ist eine stickstoffbetonte Nachdüngung für Ihre Pflanzen sinnvoll.

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Für weitere Nährstoffe wie Phosphor, Kali und Spurenelemente sowie Mikroorganismen gelten insbesondere Grünschnittkomposte oder Rindenhumus als wertvolle Lieferanten. Sie zeichnen sich zudem durch ein gutes Pufferungsvermögen (ausgleichend auf Nährstoffkonzentration und pH-Wert) aus. Wird Kompost allerdings in zu hohen Anteilen beigemischt, kann der pH-Wert stark ansteigen.
Neben den chemischen Eigenschaften sind natürlich auch die physikalischen Eigenschaften von Torfersatzstoffen wichtig. So haben torfreduzierte oder torffreie Substrate oft die Eigenschaft, pro Gießvorgang etwas weniger Wasser zu speichern als reine Torfsubstrate. Daher sollten Sie besonders in den Sommermonaten auf eine ausreichende Wasserversorgung achten.

Torfersatzstoffe

Holzfasern werden aus Sägeresten (meist von Nadelhölzern) hergestellt. Sie sorgen für eine gute Durchlüftung und haben eine lockere, torfähnliche Struktur. Sie können allerdings Stickstoff binden und müssen deshalb bereits im Substratwerk mit Stickstoff aufgedüngt werden.
Rindenhumus besteht hauptsächlich aus der Rinde von Nadelhölzern. Dabei muss die Rinde gut fermentiert werden, um pflanzenschädigende Stoffe wie Harze oder Gerbsäuren abzubauen. Die Zugabe von Stickstoff wirkt einer möglichen Fixierung entgegen. Rindenhumus besitzt viele Grobporen und ist demzufolge gut durchlüftet und stabil in seiner Ausgangsform.
Grünschnittkompost ist ein humusreiches Rotteprodukt aus pflanzlichen Abfällen wie Baum- und Strauchschnitt, Rasenschnitt, Laub und anderen Gartenabfällen. Er wird oft Blumenerden zugemischt, da er eine gute Nährstoffhaltefähigkeit besitzt.
Kokosfasern stammen aus der äußeren Hülle der Kokosnuss. Sie behalten sehr lange ihre stabile Struktur und sorgen so dafür, dass die Blumenerde nicht schrumpft. Durch ihre lockere Form sorgen sie auch für eine sehr gute Durchlüftung im Wurzelbereich.

 

Organisch düngen

Wenn Sie naturgemäß gärtnern möchten, setzen Sie außer auf torfreduzierte Erden auch auf organische Düngemittel. Nahezu jede Firma aus der Düngemittelindustrie bietet mittlerweile für den Biosektor ein gewisses Grundsortiment an.
Die Vorteile von organischen Düngern sind unbestritten: Das Bodenleben und die Humusbildung werden sichtlich gefördert, und das führt nachhaltig zu einem gesunden Boden. Zudem enthalten organische Dünger neben allen Hauptnährstoffen auch wichtige Mikronährstoffe.
Wichtig zu wissen ist, dass organische Dünger nicht sofort wirken, sondern erst durch Mikroorganismen für die Pflanzen verfügbar gemacht werden müssen. Das klappt auch im Hochbeet, Kübel oder Blumenkasten gut, wenn Sie eine Erde verwenden, die Kompost oder andere belebte Ausgangsstoffe enthält.
Bestens bekannt sind Hornspäne, die Sie gut als reine Stickstoffquelle in die Erde einmischen können. Unterschiedliche Fraktionen wie Hornspäne, -gries oder -mehl garantieren je nach Verarbeitungsgröße eine unterschiedlich schnelle Mineralisierung und somit Stickstofffreisetzung.
Auch Guano ist Ihnen sicherlich als wertvoller Naturdünger ein Begriff, nur wo kommt der natürliche Rohstoff her? Guano wird über den halben Erdball verschifft, um erst dann bei uns als Naturdünger zum Einsatz zu kommen.
Ein heimischer Rohstoff ist dagegen die regional gewonnene Schafwolle. In Pellets verpresst, bieten Schafwolldünger als Stickstofflieferant eine besondere Langzeitwirkung. Als „Feuerwehr“ ist er allerdings eher ungeeignet, da die Freisetzung des Stickstoffs deutlich verzögert stattfindet.
Neben Stickstoff enthält Schafwolle mit Kalium, etwas Phosphor, Magnesium, Schwefel und Spurennährstoffen viele weitere Nährstoffe. Zudem speichert sie noch Wasser, ein besonderer Vorteil, wenn Sie beispielsweise die Schafwolle zur Düngung in leichte Sandböden einarbeiten.
Schafwolle ist im Handel beispielsweise als „Wolldünger“, „fiwo plant“ oder „Bio Universal Langzeitdünger mit Schafwolle“ erhältlich. Zu erwähnen ist jedoch der starke Eigengeruch von organischen Düngern, insbesondere auch der von Schafwollpellets.

Alles rein pflanzlich

Auch der Wunsch nach organischen Düngern rein pflanzlicher Herkunft nimmt zu. Wer vegetarisch oder vegan lebt, verzichtet bewusst auf Tierprodukte. Rein pflanzliche Dünger, wie beispielsweise der „Azet VeggieDünger“, bestehen aus pflanzlichen Ausgangsstoffen wie Lupinen-Extrakte, Phytogrieß (Mischung aus Rückständen der Mais-, Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrübenverarbeitung), Kakaoschalen oder Melasse und weisen meist einen geringeren Stickstoffgehalt auf als tierische Rohstoffe.
Für nährstoffbedürftiges Fruchtgemüse ist daher nach der Startdüngung ab Juli ein weiteres Aufstreuen und leichtes Einarbeiten des Düngers empfehlenswert, oder Sie düngen flüssig organisch nach. Gleiches gilt auch für KleePura, einen regionalen Bio-Dünger aus 100 % Bioklee, der nach den Naturland-Richtlinien zertifiziert ist.
Auch die meisten organischen Flüssigdünger bestehen zu 100 % aus rein pflanzlichen Rohstoffen. Sie wirken deutlich schneller als die festen Dünger. Hauptbestandteil ist hier oftmals flüssige Vinasse oder Melasse aus der Zuckerrübenproduktion.

Wenn Sie organische Flüssigdünger im Blumenkasten verwenden, sollten Sie unbedingt Untersetzer benutzen, um eine mögliche Verschmutzung der Fassade zu verhindern. Vorsicht gilt auch beim Einsatz von Blumenkästen mit Wasserspeicher. Werden organische Flüssigdünger, wie beispielsweise Vinasse, mit Wasser verdünnt ausgebracht und im Bodenreservoir gespeichert, kann es bereits nach kurzer Zeit zu Gärungsprozessen kommen, unangenehme Gerüche sind die Folge.
Im Gemüsebeet spielen diese Einschränkungen dagegen keine Rolle. Allerdings sollten Sie auch hier nicht die organische Düngerlösung über die Blätter und Früchte gießen, um mögliche Verschmutzungen zu vermeiden.

Robert Koch
Dipl.-Ing. FH, LVG Heidelberg

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