Wasser im Garten: Anziehungspunkt für Mensch und Tier

Tipps für die Planung und Anlage eines Gartenteichs, Teil I

Wasser übt seit jeher eine große Anziehungskraft auf den Menschen aus und bietet überdies für Pflanzen und Tiere spezielle Lebensräume. In unseren Gärten kann das Element Wasser in unterschiedlichen Ausprägungsformen gestaltet und erlebt werden: Als Fließgewässer (Wasserrinne, Bachlauf), Stillgewässer (Teich, Becken) oder Wasserspiel, z.B. in Form von Quellsteinen oder Brunnen.

 

Natur als Vorbild

Während Becken, Brunnen und Rinnen überwiegend städtebaulich bzw. architektonisch geprägte Bauwerke sind, orientiert sich das Aussehen und die Funktion künstlich geschaffener Teiche und Bachläufe eher an natürlichen Vorbildern. Naturnahe Wasseranlagen sind bevorzugt dort zu platzieren, wo sich auch unter natürlichen Verhältnissen am ehesten ein Gewässer bilden würde – also am tiefsten Punkt des Geländes.

Naturnaher GartenteichFoto: Eppel Ein naturnaher Gartenteich ist nicht nur schön anzusehen, er kann auch vielen heimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten
Auch in Bezug auf die Größe und Tiefe des Gewässers sollte die Maß­stäb­lich­keit natürlicher Vorbilder gewahrt bleiben. Um ein vollständiges Durchfrieren der Wasseranlage auszuschließen und damit ein Überleben vieler Was­ser­be­woh­ner zu gewährleisten, sind in unseren Breiten Wassertiefen von min­des­tens 1 m einzuplanen.

Wer „Bombentrichter“ vermeiden möchte, sollte eine Profilierung der Böschung bzw. des Teichgrundes anstreben. Sie bietet einen gefahrlosen Zugang ins Wasser, z.B. für Reinigungs- und Wartungsarbeiten. Bei einem anzustrebenden Neigungsverhältnis von höchstens 1:3 ergeben sich bei Einhaltung der Mindesttiefe Böschungslängen von wenigstens 3 m.

Sitzplatz in WassernäheFoto: Eppel Wasser im Garten will erlebt werden: Deshalb sollten Sie einen Sitzplatz in Wassernähe einrichten oder einen direkten Zugang zum Gewässer schaffen Bei der Modellierung des Teichgrundes sind zu­sätz­lich noch die An­sprü­che der Be­pflan­zung zu be­rück­sich­ti­gen. Die Lebensräume der Sumpf- und Was­ser­pflan­zen sind durch unterschiedliche Was­ser­tie­fen ge­kenn­zeich­net.

Berücksichtigen Sie die verschiedenen Be­dürf­nis­se der Pflanzen bei Gestaltung der Bö­schung, indem Sie terrassenartig un­ter­schied­li­che Wasserzonen anlegen.

Als Pflanzsubstrat eignet sich am besten gewaschener Sand oder Kies ohne organische Bestandteile. Wird darauf verzichtet, den ganzen Teichgrund mit Substrat zu bedecken, bieten Pflanzkörbe oder Pflanzinseln, das heißt überdeckte und beschwerte Pflanzballen, geeignete Alternativen.

 

Größe, Lage und Erschließung

Beherzigt man die Vorgaben für Wassertiefe und Böschungsneigung, resultiert daraus eine Flächengröße von mindestens 30 m², von der nach erfolgter Bepflanzung etwa zwei Drittel als offene Wasserfläche erhalten bleiben sollen. Bei kleineren Gewässern müssen oft Abstriche bei der Bepflanzung und bei der Wassertiefe in Kauf genommen werden, was wiederum zu einer Störung des biologischen Gleichgewichts im Teich mit einhergehender „Algenblüte“ führen kann.

GartenteichFoto: Eppel Eine fachgerechte Abdichtung besteht aus verschiedenen Schichten: Schutzschicht (z.B. Sand), Abdichtungsschicht (z.B. Kunststoffbahn) und Abdeckung (z.B. Geotextil mit Kiesschüttung)
Um eine übermäßige Erwärmung des Wassers im Sommer zu verhindern, sollten pro Quadratmeter Wasserfläche wenigstens 500 l Volumen eingeplant werden, was einer durchschnittlichen Teichtiefe von 50 cm entspricht. Bei der Ausrichtung des Gewässers soll eine tägliche Sonnenscheindauer von fünf bis sieben Stunden angestrebt werden.

Vermeiden Sie aber unschattierte Südlagen mit praller Mittagssonne, da warmes Wasser weniger Sauerstoff aufnehmen kann und damit die Gefahr für ein „Umkippen“ des Gewässers erhöht wird. Abhilfe können Sie schaffen, indem Sie den Schatten von Gebäuden, Bäumen oder Sträuchern ausnutzen. Aufgrund des Laubfalls und Wurzeldrucks sollte zu vorhandener Vegetation jedoch ein Mindestabstand eingehalten werden, der der Hälfte des Kro­nen­durch­mes­sers entspricht.

Böschungsausbildung mit differenzierten Pflanzzonen Böschungsausbildung mit differenzierten Pflanzzonen
Um Wasser erlebbar zu machen, ist stets ein Zugang zum, manchmal auch übers Gewässer, vorzusehen. Alternativ rückt die Wasserfläche direkt an eine Aufenthaltsfläche im Garten heran. Eine einseitige Erschließung ist ausreichend und lässt vor allem bei kleineren Anlagen genügend Raum für eine Bepflanzung des gegenüberliegenden Ufers mit Hintergrundwirkung.

 

Abdichtung mit System

Der vorhandene Boden weist in der Regel keine ausreichende Dichtigkeit auf. Deshalb muss durch bauliche Maßnahmen eine dauerhafte Was­ser­un­durch­läs­sig­keit gegenüber dem Baugrund sichergestellt werden.

Am beliebtesten, weil kostengünstig und von der Verarbeitung her un­pro­ble­ma­tisch, sind nach wie vor Kunststoffdichtungsbahnen aus PVC oder Synthesekautschuk (EPDM). Sie sind in vorkonfektionierten Größen im Baustoffhandel erhältlich.

Was landläufig als „Foliendichtung“ bezeichnet wird, ist fachlich korrekt eine Kunststoffdichtungsbahn mit einer Mindestdicke von 1 mm. Nach neuesten Regeln der Technik sollen analog zur Bauwerksabdichtung sogar erst Materialdicken ab 1,2 mm verwendet werden. Die Verlegung hat grund­sätz­lich hohlraumfrei und spannungsfrei zu erfolgen.

Eine funktionsfähige Abdichtung beginnt jedoch bereits mit der Bo­den­vor­be­rei­tung. Nachdem Sie die Erde abgetragen und anschließend die Flach-, Mittel- und Tiefwasserbereiche modelliert haben, steht eine Verdichtung des Baugrundes an. Dabei sind scharfkantige Steine, Wurzelreste oder Fremd­kör­per zu entfernen.

Jetzt erst kann die eigentliche Arbeit an der Gewässerabdichtung beginnen. Die Abdichtung besteht in der Regel aus drei aufeinander abgestimmten Funktionsschichten:

  • Schutzschicht
    Sie schützt die Abdichtungsschicht von unten und oben gegen Beanspruchungen. Ein Schutz unterhalb der Abdichtungsschicht ist vorzusehen, um z.B. Schäden durch steinige Böden zu verhindern. Ein Schutz von oben beugt gegen nutzungsbedingte Beschädigungen vor, wie sie z.B. beim Begehen im Rahmen der Pflege vorkommen können.
    Erfolgt die Abdichtung mit Kunststoffbahnen, sind z.B. Geotextilien mit einem Flächengewicht von mindestens 150 g/m² zu verwenden. Al­ter­na­tiv dazu kann auch eine 5–10 cm dicke Sandschicht ausgebracht werden.
     
  • Abdichtungsschicht
    Sie dichtet Sohle und Rand des Gewässers ab. Die Höhe der Ab­dich­tung ist am Gewässerrand mindestens 5 cm über dem vorgesehenen Höchstwasserstand vorzusehen. Unabhängig davon muss eine kontrollierte Ableitung des Überschusswassers gewährleistet sein.
     
  • Auflast/Abdeckung
    Sie wird in der Regel mit der oberen Schutzschicht kombiniert und sorgt in Verbindung mit dem verwendeten Material für das Er­schei­nungs­bild der Abdichtung. Wird ein naturnahes Vorbild angestrebt, bietet sich eine Verwendung von gewaschenem Kies auf einem vorab flächig verlegten Geotextil als Schutzschicht an.
    Schwergewichtige Einbauten, wie z.B. Findlinge, Quellsteine, Fun­da­men­te für Stege und Brücken, erfordern zusätzliche Schutz­maß­nah­men. Für den Hausgebrauch haben sich sogenannte Bau­ten­schutz­mat­ten aus Gummi bestens zur Lastverteilung bewährt. Lässt das Gewicht des Bauteils eine manuelle Verarbeitung nicht mehr zu, sollte vorab eine statische Begutachtung erfolgen.

Jürgen Eppel
Bayerische Landesanstalt für Weinbau
und Gartenbau Veitshöchheim

 

schließen

Jetzt Mitglied werden!

Für nur 35,00 EUR Jahresbeitrag für eine Einzelmitgliedschaft erhalten Sie u.a.:

Zum Mitgliedsantrag