Hübscher Fremdling für die Fensterbank: Der Weihnachtsstern

Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) zählt zu unseren liebsten Pflegekindern auf der Fensterbank. Kaum einer möchte den hübschen Fremdling mehr missen. Wenn wieder mehr Beschaulichkeit und Ruhe im Alltag einkehren und es in den Wohnungen langsam nach Weihnachtsgebäck duftet, geht sein Stern farbenfroh auf.


Weihnachtssterne in großer SortenvielfaltFoto: Neder Die Qual der Wahl: Weihnachtssterne in großer Sortenvielfalt


Für viele Wochen in den trüben Wintermonaten leuchtet der Weihnachtsstern weiß, creme­farben, rosa, hell- oder dunkelrot. Mittlerweile sind auch zweifarbige Sorten im Handel. Ob es allerdings unbedingt die künstlich eingefärbten Varianten mit Glitzerbelag sein müssen, ist Geschmackssache …

Neben der normalen Topfpflanze gibt es auch besonders edel wirkende Stämmchen – je nach Geschmack sogar in verschiedenen Höhen. Das Sortiment hält auch Minipflanzen, Ein- und Mehrtrieber sowie Py­ra­mi­den­for­men bereit.

 

Kind der Tropen

Die natürliche Hei­mat des Weihnachtssterns liegt in den tropischen Laubwäldern Mittel- und Südamerikas. Dort kommt er von Mexiko bis nach Argentinien vor. Vielfach wurde er als Zierpflanze in tropische und subtropische Länder eingeführt und ist dort mittlerweile ver­wil­dert.

Er war schon den Azteken bestens bekannt. 1804 brachte ihn Alexander von Humboldt von seiner Amerikareise mit nach Europa. Im Jahr 1812 tauchte das erste Exemplar im bo­ta­nischen Garten von Berlin auf.

Um 1920 begann man in Kalifornien, die begehrte Pflanze in Kultur zu nehmen. Ziel war es, die Haltbarkeit der Blüten als Schnitt- und Topfpflanze zu verlängern. Der große Wurf ge­lang mit der Sorte  ‘Eckes White’. Ihr haben wir viele der heutigen modernen Sorten zu verdanken. Mittlerweile wurden die Pflanzen züchterisch so intensiv bearbeitet, dass die Blüten monatelang halten.

 

Attraktiv und Wärme liebend

Ein kleiner „Blender“ ist der Weihnachtsstern schon, denn die vermeintlich großen Blüten sind keine richtigen Blüten, sondern Hoch­blät­ter, auch Brakteen genannt. Geschickt werden sie zum Anlocken von Insekten und den bunten Kolibris eingesetzt.

Die eigentlichen Blüten, als Cyathien bezeichnet, sind grüngelb, klein und unscheinbar. Sie finden sich in der Mitte des Brakteen­kranzes. Die zahlreichen männlichen Blüten sind je­weils auf ein einziges Staubblatt reduziert und sitzen neben je einer weiblichen Blüte.


Brakteen rahmen die Cyathien einFoto: Neder Die kleinen, grüngelben Blüten, als Cyathien bezeichnet, werden von farben­präch­tigen Hochblättern, den Brakteen, eingerahmt.


Für den Weihnachtsstern ist ein heller, auch sonniger Standort ideal. So kennt er es von seiner Heimat. Halbschatten wird zwar noch toleriert, aber oft launisch mit Laubfall quit­tiert. Während der Blütezeit sollte die Temperatur zwischen 15 und 22 °C liegen. Bei zu hohen Tem­pe­ra­turen und zu wenig Licht bekommt er gelbe Blätter. Sinken die Tem­pe­ra­turen zu tief, reagiert die Pflanze mit Laubfall.

Da der Weihnachtsstern kleine Mengen Wasser speichert, also leicht sukkulent ist, sollten Sie das Substrat nicht die ganze Zeit feucht halten. Einer der häufigsten Fehler bei der Pflege ist ein zu reichliches und häufiges Gießen.

Staunässe vertragen die Pflanzen schlecht. Schnell verfaulen dann die Wurzeln, die Blätter werden gelb, und schlimmstenfalls stirbt die Pflanze sogar ab. Was ihr auch nicht gefällt, sind Zugluft und starke Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen.

 

Blütenbildung im Kurztag

Der Weihnachtsstern ist eine sogenannte Kurztagpflanze, die nur dann blüht, wenn sie über eine bestimmte Zeit täglich nicht mehr als zwölf Stunden Licht erhält. Das ist an Standorten um den Äquator ganzjährig der Fall. In den Gärtnereien wird die Dunkelphase künstlich mit lichtundurchlässigen Abdeckmaterialien – je nach Sorte für acht bis zwölf Wochen – auf ca. zwölf Stunden verlängert, sodass die Pflanzen pünktlich zur Adventszeit farbige Hoch­blät­ter ausbilden.

Für fast jede Sorte gibt es eine Spezialbehandlung in den Anzuchtstuben der Gärtner. Nach­dem der Handel blühende Weihnachtssterne teilweise schon Anfang Oktober in den Handel bringt, geschieht die künstliche Kurz­tag­be­hand­lung immer früher.

 

Eigentlich mehrjährig

Mit großer Wahrscheinlichkeit landen abgeblühte Weihnachtssterne nach dem Blü­ten­spek­takel einfach auf dem Kompost oder im Mülleimer. Eigentlich sehr schade, denn in ihrer Hei­mat sind es imposante mehrjährige Pflanzen, und auch bei uns ist eine dauerhafte Kultur möglich.

Nach der Blüte, wenn die bunten Brakteen nach und nach abgeworfen werden, gönnen Sie der Pflanze am besten eine kurze Ruhepause und fahren die Wassergaben merklich zurück. Etwa Ende März können Sie die Pflanzen bei Bedarf etwas zurückschneiden und in ein frisches Substrat umtopfen.

Weihnachtssterne baumartigFoto: Neder In den Tropen und Subtropen wachsen Weihnachtssterne baumartig und wer­den bis zu 5 m hoch. Ab Ende Mai (nach den Eisheiligen) ist es mög­lich, sie, wie andere Kübelpflanzen auch, an einem geschützten Standort im Freien zu plat­zie­ren. Bis Ende September sollten Sie Ihren Weih­nachts­stern regelmäßig düngen, entweder wö­chent­lich mit Flüssigdünger im Gießwasser oder einmalig mit einem passenden Langzeitdünger.

Der natürliche Kurztag beginnt in unseren Regionen etwa ab dem 15. September. Ab diesem Zeitpunkt setzt dann je nach Sorte bei Temperaturen um 20 °C die Anlage der Blü­ten­knos­pen ein.

Ganz so einfach ist die Sache in der Wohnung allerdings nicht, denn durch die Zimmer- und Stra­ßen­be­leuch­tung sowie andere Störlichter wird der Kurztag unterbrochen und die Blü­ten­bil­dung schnell durch­ein­an­der­ge­bracht, sodass die Ausfärbung der Brakteen nicht immer in vollem Umfang geschieht. Hier ist dann der Bastler gefragt, wenn es um die Herstellung eines passenden Lichtschutzes geht.

Vom einfachen Karton bis zur selbst gebastelten maßgerechten Verdunklungshilfe gibt es viele Möglichkeiten – eine kleine Herausforderung für den passionierten Pflanzenliebhaber ist es alle­mal. Zumindest einen Versuch ist es wert, auch wenn die Blüte dann nicht immer ganz genau pünktlich zum Advent stattfindet.

Wenn aus dem Mini-Weihnachtsstern plötzlich die Maxi-Variante wird, liegt es daran, dass die Hemm­stoffe, die das Längenwachstum der Pflanzen begrenzen, abgebaut wurden. Hemmstoffe werden in den Gärtnereien gezielt zur Kultursteuerung verabreicht, wirken jedoch immer nur einige Wochen oder Monate.

Auch wenn Ihr Weihnachtsstern sicherlich nicht die stattlichen 5 m wie am Naturstandort erreichen wird, kann er sich doch über die Jahre, so man ihn lässt, auf die Größe eines Zim­mer­fensters ausbreiten. Wer es versuchen will, sein zu groß gewordenes Exemplar zu ver­mehren, der kann im Sommer Kopfstecklinge schneiden und auf diese Weise auch seinen zu großen Stern verkleinern.

Bei etwa 22 °C in Vermehrungssubstrat gesteckt und bei hoher Luftfeuchtigkeit unter einer Plastikfolie oder im Kleingewächshaus gelingt das relativ leicht. Den Austritt von Milchsaft beim Schneiden der Stecklinge können Sie stoppen, indem Sie die Teilstücke sofort in lau­war­mes Wasser stellen.

 

Kein Snack für Haustiere!

Der Weihnachtsstern gehört zur Gattung der Wolfsmilchgewächse. Einige dieser Arten ent­halten in ihrem Milchsaft giftige oder hautreizende Stoffe. Die Wildform des Weih­nacht­sterns wird als gering giftig angesehen, in den handelsüblichen Zuchtsorten wurden bisher allerdings keine Giftstoffe nachgewiesen. Da Tiere oft anders auf Inhaltsstoffe reagieren als Menschen, sollten Sie Nager, Hunde, Katzen und Vögel dennoch von den Pflanzen fern­hal­ten.

Thomas Neder

 

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