Eigenheime aus Holz – die ökologische Alternative?

Worauf Sie beim Bau eines Holzhauses achten sollten

HolzhausFoto: Rems-Murr-Holzhaus GmbH (DMBV) Holzhäuser können individueller gestaltet werden – aber welche Vorteile bietet das Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff noch?

Als eine moderne, ökologische Alternative zum Massivhaus kamen Holz­häu­ser in den 1990er Jahren wieder in Mode. In den letzten Jahren wurden bundesweit 15 % aller genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise errichtet. In Bayern lag der Anteil im Jahr 2012 bei 19 %, bei den Nicht­wohn­ge­bäu­den sogar bei 25 %.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Die meisten Bauherren versprechen sich ein gesünderes Raumklima, geringere Energie- und Baukosten sowie eine bessere Umweltbilanz ihres Eigenheimes. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nichts davon ist richtig und nichts davon ist falsch. Denn ob ein Holzhaus wirklich ökologischer ist oder ein besseres Raumklima hat, hängt z.B. auch davon ab, welche Materialien im Inneren verbaut werden, wie das Gebäude gedämmt wird oder um was für eine Art von Holzhaus es sich überhaupt handelt.

 

Verschiedene Bauweisen

Es gibt viele verschiedene Holzbauweisen, die sich mitunter stark un­ter­schei­den. Viele Holzhäuser werden als Fertighäuser errichtet. Anderen sieht man noch nicht mal an, dass sie aus Holz gebaut sind, da sie von außen verputzt werden.

Verputztes HolzhausFoto: Sonnleitner Holzbauwerke Sind die Wände verputzt, kann man oft nicht erkennen, dass es sich um ein Holzhaus handelt.

Die ursprünglichste Form ist das Blockhaus, das früher oft aus auf­ein­an­der­ge­schich­te­ten Rundhölzern gebaut wurde. Heute werden meist verleimte Blockbohlen oder Blockbalken verwendet. Gedämmt werden die Häuser durch mehrschichtige, kerngedämmte Wandaufbauten oder zusätzliche Dämmschichten an der Außen- oder Innenwand.

Heute setzt man meistens auf Holzhäuser, die ein Tragwerk aus Holz haben – als Holzrahmenbauweise oder Holzskelettbau. Bei der Holzrahmenbauweise besteht das Tragwerk aus regelmäßig angeordneten Holzständern. Die dazwischenliegenden Hohlräume werden mit Dämmstoffen gefüllt und mit einem Holzwerkstoff beplankt.

Eine Weiterentwicklung dieser Bauweise ist der „diffusionsoffene Holz­rah­men­bau“, der sich vor allem durch eine innen liegende, tragende Holz­werk­stoff­be­plan­kung vom herkömmlichen Holzrahmenbau unterscheidet. Die Außenseite wird außerdem mit einer diffusionsoffenen Bekleidung aus Holz-, Gipsfaserplatten oder Folien versehen.

Der Holzskelettbau basiert auf durch die Geschosse laufenden Stützen und waagerechten Trägern. Da die vertikale Lastabtragung ausschließlich über die Stützen erfolgt, sind die Wände nichttragend, was nachträgliche Umbauten stark vereinfacht. Ausgesteift wird das Holzskelett mit Holz­werk­stof­fen, hölzernen Streben oder Verspannungen. Die Zwischenräume werden ebenfalls mit Dämmstoffen gefüllt.

Eine weitere Art des Holzhausbaus ist die Holzmassivbauweise, bei der das Gebäude aus großformatigen Holzbauteilen errichtet wird. Diese Elemente werden aus Brettern gefertigt, die untereinander verklebt oder mit Nägeln, Klammern oder Holzdübeln verbunden werden. Bei der Seitenverkleidung der Brettlamellen ist keine Dampfsperre nötig.

Neben diesen Formen gibt es weitere Konstruktionsweisen, wie die Brettstapelbauweise, die Strohballenbauweise oder Mischbauweisen mit Mauerwerk, Beton oder Stahl.

 

Vor- und Nachteile

„Das“ Holzhaus gibt es also nicht, entsprechend schwer ist es, generelle Vor- und Nachteile gegenüber Massivhäusern aus Stein oder Beton zu benennen. Denn ein Holzhaus kann man nur in seiner Gesamtheit betrachten. Der Innenausbau, die Dämmung, das Dach, die Bauausführung oder die verwendeten Materialien sind oft ebenso wichtig wie die Wände aus Holz.

Ein schlecht gedämmtes Dach oder Schadstoffe in der Wanddämmung können z.B. die Vorteile eines Holz-Gebäudes schnell ins Gegenteil verkehren. Trotzdem lassen sich einige grundlegende Unterschiede zum Massivhaus herausarbeiten.

 

Raumklima und Dämmung

Grundsätzlich dämmt Holz besser als Stein oder Beton, kann aber gleichzeitig weniger Wärme speichern. Im Sommer erwärmt sich ein Holzhaus somit leichter, da die Wärme aus den Wänden schneller abgegeben wird. Das hängt zwar auch von anderen Faktoren wie der Dämmung des Daches ab, bei einer schlechten Bauausführung kann ein Holzhaus im Sommer aber so heiß werden, dass die Räume gekühlt werden müssen.

Im Winter kann ein Holzhaus grundsätzlich weniger Wärme speichern – im Gegensatz zu massiven Wänden, die gespeicherte Sonnenwärme vom Tag über Nacht abgeben können. Nach einer Studie des „Büros für Bauphysik Alware“, die im Auftrag eines Massivhausverbandes erstellt wurde, kann man mit Wänden aus Mauerwerk und ­Decken aus Beton so angeblich 10 % Heizenergie sparen – bei gleicher Dämmung und Heiztechnik.

Durch die Kombination mit modernen Dämmmaterialien können Holzhäuser aber dagegenhalten und sogar Passivhausstandard erreichen – ein Punkt, an dem besonders deutlich wird, wie schwierig der Vergleich von Massiv- und Holzhäusern ist.

Gerade hier haben Bauweise, die Auswahl der Materialien sowie die verwendete Heizungsanlage einen starken Einfluss auf den Ener­gie­ver­brauch, sodass generelle Aussagen nur schwer möglich sind. Dabei gelten grundsätzlich für beide Haustypen die gleichen Vorgaben der Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung (EnEV).

Ein Vorteil von Holzhäusern besteht aber darin, dass eine Holzhauswand, die genauso gut dämmt wie eine massive Wand, dünner ist (vgl. Grafik unten) und Raum eingespart werden kann. Bis zu 10 m² können so bei einem Ein­fa­mi­lien­haus zusätzlich genutzt werden.

Holzbaukonstruktion

Auch bei der Feuchtigkeitsregulierung lassen sich die Unterschiede von Stein- und Holzwänden kaum verallgemeinern. Denn sie ist auch von der Wandstärke, der Wahl des Dämmmaterials und der Ausgestaltung der Innenwand abhängig. Trotzdem beurteilen viele Bewohner und Experten die Feuchtigkeitsregulierung und damit auch das Raumklima bei Holzhäusern als wesentlich besser – zumindest im Vergleich mit alten Massivbauten.

 

Brandgefahr

Oft wird befürchtet, dass in Holzhäusern schneller Feuer ausbrechen kann. Natürlich brennt Holz besser als Stein, aber in der Praxis sind es meist Möbel und Vorhänge, die in den ersten Minuten eines Brandes Einfluss darauf haben, wie stark sich ein Feuer ausbreitet. Sind Rauchmelder installiert, so bedeutet ein Holzhaus für den Personenschutz also kein höheres Risiko.

Anders sieht es aber aus, wenn sich ein Feuer zu einem Großbrand entwickelt, dann hat das Feuer mehr Masse zum Verbrennen, und ein Feuer kann unter Umständen einen höheren Schaden verursachen. Das könnte, je nach Versicherung, zu höheren Beiträgen bei der Brandschutzversicherung führen. Grundsätzlich gelten aber für Massiv- und Holzhäuser dieselben Brandschutzbestimmungen.

 

Lärmbelastung

Viele Experten sehen beim Lärmschutz den wesentlichen Schwachpunkt von Holzhäusern. Denn Holzwände lassen Geräusche oft leichter durch als gemauerte Wände. Aber auch hier gilt: Das alles ist abhängig von Dämmung, Bauweise und anderen Bauteilen, wie z.B. den Fenstern. Möchten Sie ein Holzhaus aber z.B. an einer viel befahrenen Straße bauen, sollten Sie auf den richtigen Lärmschutz achten.

 

Umweltbelastung

Ob Holzhäuser wirklich eine bessere Öko-Bilanz haben, darüber streiten sich die Fachleute seit Jahren – im Endeffekt kommt es darauf an, wie man den Energieaufwand berechnet, der für den Bau und die Instandhaltung eines Gebäudes notwendig ist.

Keine Frage: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und bindet beim Wachsen CO2, bis es verbrennt oder verrottet. So liegt es nahe, Holzhäuser generell als ökologischer einzustufen.
Eine Studie der TU Darmstadt kam dagegen zu dem Ergebnis, dass Holz­häu­ser keineswegs eine besser Umweltbilanz haben, da sie im Vergleich zu den Massivhäusern eine kürzere Lebenszeit und einen höheren Re­no­vie­rungs­be­darf haben. Aber Vorsicht: Die Studie wurde von einem Massivhausverband gefördert, was für ihre Glaubwürdigkeit nicht gerade dienlich ist. Die Untersuchung zeigt aber, dass Holzhäuser nicht per se umweltfreundlicher sein müssen.

Der Bauherr eines Holzhauses sollte deswegen auf nachwachsende, schadstofffreie Materialien setzen und bei der Bauweise auf die Langlebigkeit der Konstruktion achten. Bei einer fachgerechten Ausführung und Vorbehandlung kann Holz mittlerweile jahrelang unbehandelt bleiben.

Spätestens dann haben Holzhäuser oft eine bessere Öko-Bilanz. Denn Holz ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, auch bei seiner „Herstellung“ wird weniger Energie verbraucht.

 

Planung

Die Liste von Punkten, die Sie bei Bau und Planung eines Holzhauses beachten sollten, ist lang. Im Internet gibt es ausführliche Checklisten, die eine erste Orientierung liefern.

Wichtig ist vor allem ein fachgerechter Schutz vor Feuchtigkeit. Zu empfehlen ist auch die Verwendung von zertifiziertem und technisch getrocknetem Holz. Zudem sollten Sie darauf achten, dass alle verwendeten Produkte von der Bauaufsicht zugelassen sind (zu erkennen am Ü-Zeichen) – was sich meist erübrigt, wenn Sie mit ausgewiesenen Fachleuten zusammenarbeiten, was ebenso ratsam ist.

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Standsicherheit, Brand-, Schall-, Wärme- und Erschütterungsschutz nachgewiesen werden. Auch eine Abwehr gegen Schädlingsbefall sollten Sie beachten, für die man heute aber nicht mehr auf hochgiftige Biozide zurückgreifen muss.
Vorsichtig sollte auch der sein, der sein Haus in einem hoch­was­ser­ge­fähr­de­ten Gebiet bauen möchte. Denn noch immer gelten Holzhäuser als anfälliger für Wasserschäden.

Schnell können Sie dann merken, dass ein Holzhaus nicht automatisch günstiger sein muss. Dafür ist der Bau oft schneller – vor allem, wenn die Holzbauteile vorgefertigt werden.

Sollten Sie bei der Planung Ihres Hauses Fehler bei der Aufteilung der Räume gemacht haben, dann können Sie diese nachträglich korrigieren: Der Um- oder Anbau ist, je nach Bauweise, mit einem relativ geringen Aufwand möglich – Wände können häufig beliebig versetzt werden. Diese Flexibilität verschafft dem Bauherrn auch schon bei der Planung die Möglichkeit, individuelle Wünsche besser zu berücksichtigen.

Einiges spricht also dafür, dass Holzhäuser eine Alternative zum Massivhaus sein können, die nicht nur bei der Umweltbilanz Vorteile haben. Ob der Bau eines Holzhauses aber wirklich sinnvoller ist, das hängt vor allem von den persönlichen Bedürfnissen des Bauherren, dem Budget, dem Standort, den verwendeten Materialien und der konkreten Bauweise des Holzgebäudes ab.

Sören Keller
Verlag W. Wächter


 

Weitere ­Informationen

Checkheft für Bauherren:

www.decke-wand-boden.de/downloads/haf08.029­check­heft6aufl­2008rz.pdf

 

Adressen von ­Anbietern von ...

 

schließen

Jetzt Mitglied werden!

Für nur 35,00 EUR Jahresbeitrag für eine Einzelmitgliedschaft erhalten Sie u.a.:

Zum Mitgliedsantrag